Tropfen
TROPFEN
Schauspielhaus Bochum, Premiere 25. Juni 2009
„Nachrichten, Bilder, Infos. Die Medienwelt prasselt täglich auf uns ein wie ein Regenschauer. Die Tanztheater Company des Jungen Schauspielhauses zeigte in ihrem knackig-abwechslungsreichen Stück „Tropfen“ die Herausforderung einer immer komplexer werdenden Medienwelt.
In knallgelben Regenmänteln und roten Gummistiefeln waten die Schauspieler , durch den Medienfluss – symbolisiert durch einen mit Zeitungen bedeckten Bühnenboden. Das von Roderik Vanderstraeten entwickelte Tanztheaterstück für das K 15 Festival zeigte am Donnerstagabend, wie facettenreich das Nachrichtenuniversum ist. Besonders beeindruckend setzen die Schauspieler (18 bis 25 Jahre) das in ihren Gruppenchoreographien um. Mit anmutigen Bewegungen und dem geschickten Einsatz von Gummistiefel und Anglerhut sorgen sie beim Publikum für Begeisterung und Schmunzeln.
Der Geschwindigkeit des Stückes ist nicht immer leicht zu folgen, teilweise verliert sich der Zuschauer im Tempo der Inszenierung. Besonders die Einzelperformances zeigen, wie schwierig es auch in der Welt der Medien ist, einen Platz zu finden. Stefan Kasperkowiak und Matyas Kovacs streifen mit einer Taschenlampe durchs nasse Gras – wirkungsvoll unterstützt durch die Videoinstallation des Künstlers Michael Habelitz – und platzieren einzelne Zeitungen. Doch was ist wichtig, was ist unwichtig, was ist richtig, was ist falsch? „Man hat uns belogen. Je mehr ihr euch informiert, desto mehr Lügen werdet ihr sehen“, schallt es aus dem Off. Sind die Menschen machtlos?
In einem fulminanten Finale zeigen die neun Mitwirkenden ihre Version: Ein tosender Wasserfall auf der Leinwand, dynamisch verstärkt durch die direkt davor stehenden Schauspieler, die unzählige Zeitungsschnipsel hochwerfen. Regenmantel und Stiefel benötigen sie nicht mehr. Sie haben erkannt: Blümchen brauchen den Guss zum Wachsen wie der Mensch die Medien. Nach einer Stunde endet das Stück mit einem Zitat von Abraham Lincoln: „Man kann alle Leute einige Zeit zum Narren halten und einige Leute allezeit; aber alle Leute allezeit zum Narren halten kann man nicht.“ (Iris Woitschell, 26. Juni 2009)
Regie und Choreographie: Roderik Vanderstraeten
Musikdesign: Roderik Vanderstraeten
Video & Licht: Michael Habelitz
Training und Repetitor: Duke Wilburn
Mit: Sarah Kuckelberg, Stefan Kasperkowiak, Katharina Kipping, Matyas Kovacs, Sanem Selici, Carina Langanki, Inga Schulte, Paula Gendrisch und Judith Pawlitta
Fotos: Birgit Hupfeld