Fremd
FREMD
Zeche I Bochum, Premiere 23 März 2012
Folkwang Universität der Künste
Schauspiel und Physical Theatre
„Kafkas Literatur umkreist immer das Gefühl des Fremdseins in der Welt. Seine Protagonisten werden aus unbegreiflichen Gründen verhaftet, verwandeln sich in Käfer, steigen auf der Leiter des gesellschaftlichen Standes immer weiter hinab. Die Bochumer Schauspielschüler, die aktuell im zweiten Jahr ihrer Ausbildung sind, begeisterten jetzt mit einem Stück Tanztheater nach Motiven Kafkas: „Fremd“. Franz Kafka war ein Meister der ersten Sätze. „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt“, ist so eine Großtat aus der Erzählung: „Die Verwandlung“. Auch die Schauspielerschüler, die unter der Leitung von Roderik Vanderstraeten gearbeitet haben, beginnen mit dieser Situation. Ein fast nackter Schauspielschüler entdeckt da seinen neuen Körper, versucht die Kontrolle über Arme und Beine wiederzuerlangen. Den Rest des Stücks entwickelt er sich insektenartig durch den Raum der Zeche1. Die anderen bilden eine Gesellschaft, deren Mitglieder sich scheinbar selbst nicht bewusst sind, wie sie zueinander stehen. Sie ziehen sich an und stoßen sich ab, werben umeinander und lassen sich wieder fallen. Der Person Franz Kafkas nähern sie sich immer auf spannende Weise: Ein Koffer voller Kreide und ein Koffer voller Briefe zeigen, wie er gelebt hat: in der Schrift. Statt die geliebte Felicitas Brauer, die bei den Schauspielschülern direkt vor ihm sitzt, einfach in den Arm zu nehmen, überschüttet er sie mit Briefen. Immer wieder kommt die Inszenierung auf den Vaterkomplex zurück, ohne den der Autor nicht zu verstehen ist. Einzelne Darsteller zitieren aus dem Brief an den Vater und der Erzählung „Das Urteil“, spielen kurze Sequenzen und finden bald wieder zu einer Choreographie an der alle teilhaben. Einen 90-minütigen Flüss aus Sprech-, Tanz-, und Musiktheater haben sie am Ende auf die Bühne gestellt – gänzlich ohne Längen. Das muss ihnen erstmal jemand nachmachen.“ (Ruhr Nachrichten, Bochumer Kultur, 27.03.2012 Max Florian Kühlem)
Regie, Choreographie und Bühne: Roderik Vanderstraeten
Musikdesign: Roderik Vanderstraeten
Licht und Bühne: Michael Habelitz
Choreographie Assistenz: Gabriele Koch
Studiengang Schauspiel Bochum – Physical Theatre Essen
Mit: Phillip Henry Brehl, Paul Behren, Linus Ebner, Miroslawa Fajfer, Paula Gendrisch, Marissa Möller, Roman Pertl, Leander Gerdes, Maximilian Schmidt, Sandra Schreiber und Pia Alena Wagner
Fotos: Lena Rogy, Roderik Vanderstraeten